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#DankeStefan: Ein Raab-schied mit Folgen

Jede Generation hat diesen einen Entertainer. Diese eine Person, die es schafft, gleichermaßen zu unterhalten und zu informieren. Stefan Raab ist genau dieser „jemand“  unserer Altersgruppe. Zwei Jahrzehnte lang hat Raab das TV-Geschehen maßgeblich geprägt. Nach tausenden von TV-Auftritten (alleine TV Total lief bisher mit knapp 2180 Folgen) ist mit Ende des Jahres Schluss damit. Ein Text über die Person Raab, eine unvergleichliche Innovationskraft und die Nachwirkungen des Rücktritt-Erdbebens. 

Es war eine Nachricht, die gestern die Medienlandschaft erschüttert hat: Noch dieses Jahr wird Stefan Raab sich aus dem Showgeschäft zurückziehen und “zum Ende dieses Jahres seine Fernsehschuhe an den Nagel zu hängen”, wie es in der offiziellen Pressemitteilung heißt.

Mit Stefan Raab bin ich groß geworden. Er war die Konstante in der deutschen TV-Landschaft. Während Moderatoren und Programme gewechselt wurden, hatte man mit den Raabshows stets Fixpunkte im Fernsehen. Zahlreiche schlaflose Nächte gehen auf das Konto des 48-Jährigen, weil seine Sendungen sich bis tief in die Nacht gezogen haben, ja, bis tief in die Nacht unterhalten haben. Als Jugendlicher bin ich vorm TV gesessen, habe mitverfolgt, wie versucht wurde, mit einem Wok die Bestzeit im Eiskanal zu erfahren, wie Raab versuchte, einen Millionenjackpot zu verteidigen, wie er Lena entdeckte und sie später zum ESC-Sieg führte.

TVtotal, Raabs erste Sendung auf ProSieben //Quelle: ProSieben

TVtotal, Raabs erste Sendung auf ProSieben //Quelle: ProSieben

Der Mann Raab ist mein Multifunktionsinstrument. Ich kenne keine Person, der man so viele Jobbeschreibungen zuordnen kann: Fleischhauer, Sänger, Moderator, Entertainer, Komponist, Duschkopf-Designer, Fernsehproduzent, ESC-Jurypräsident und das sind bei weitem nicht alle. Es gibt kaum etwas, dass Stefan Konrad Raab nicht kann. Er ist wohl der einzige Moderator, der es schafft, so charmant Unterhaltung, Information und Persönlichkeit in einer Person zu vereinigen. Er ist ein Arbeitstier: Vier Mal in der Woche Late-Night-TV, an einigen Wochenenden im Jahr noch die große Samstagabendshow – zwischendurch wird auch noch gepokert. Seit 1993 ist der gelernte Fleischhauer im Fernsehen zu sehen, 16 Jahre davon auf ProSieben.

//Quelle: ProSieben

16 Jahre auf ProSieben, Ende des Jahres ist es vorbei //Quelle: ProSieben

“ProSieben hat mir eine mehrjährige Vertragsverlängerung angeboten. Das hat mich sehr geehrt. Dennoch habe ich meine Entscheidung nach reiflicher Überlegung und mit Überzeugung getroffen. Ich bedanke mich bei meinem Sender ProSieben, der mich in den vergangenen Jahren alle meine Ideen hat umsetzen lassen. Wir beenden die Zusammenarbeit im besten Verhältnis, das man haben kann.”

Raabs freiwilliger Rückzug aus der Fernsehwelt kam gestern überraschend und doch war es abzusehen. In einem Spiegel-Interview kündigte er schon 1998 an:

“Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich mit 50 noch Fernsehen mache.”

Jetzt wird er im Alter von 49 Jahren mit Ende des Jahres seine Fernsehpräsenz abgeben. Bleibt die Frage an wen. Für ProSieben wird eine neue Zeit, ohne die Ära Raab, schwierig. Aktuell ist er das Aushängeschild des Senders, definiert ihn wie kein anderer. Wer tritt in seine Fußstapfen? Womit füllt ProSieben die zahlreichen Programmlücken?

TVtotal, Schlag den Raab, Schlag den Star, Pokernacht, Boxen, Stock Car Crash Challenge, Wok-WM, Turmspringen, Bundesvision Song Contest, Eisfußball. Die Liste an Shows (bei weitem nicht vollständig hier), die Raab die letzten Jahre konzipiert und umgesetzt hat, scheint fast endlos. Raab ist ein Mann der Innovationen, ein Mann, der sich was traut, der keine Angst hat, auch mal auf “die Fresse zu fliegen” – wortwörtlich.

Im Juni 2014 stürzt Raab in seiner Sendung, ist kurz bewusstlos. Er spielt "Schlag den Raab" zu Ende

Im Juni 2014 stürzt Raab in seiner Sendung, ist kurz bewusstlos. Er spielt „Schlag den Raab“ zu Ende //Quelle: ProSieben

Doch gerade diese Innovationskraft ist das, was dem deutschen Fernsehen fehlen wird. Eine neue Showidee, die schon länger von Raab angekündigt wurde, wird es – nach einigen Verschiebungen – wohl nicht mehr ins TV schaffen. Nicht neu hingegen ist seine Erfolgsshow Schlag den Raab (mittlerweile 52 Ausgaben). Wie gefragt die Raab-Shows sind, zeigt alleine die Tatsache, dass Schlag den Raab bislang in 18 Länder verkauft wurde.

Stefan Raab: Superhero //Quelle: ProSieben

Stefan Raab: Ein Superhero //Quelle: ProSieben

Die größte Frage, die nun im Raum steht: Was passiert mit den ganzen Raab-Formaten? Werden sie übernommen, neu adaptiert oder einfach eingestampft? Mit dem Ende von TVtotal würde die letzte deutsche tägliche Late-Night-Show sein Ende finden. Die ganzen Sonderformate sind durchaus auch ohne Raab andenkbar, weil er bislang auch „nur“ als Teilnehmer an der WOK-WM, dem Turmspringen und Co. teilgenommen hat. Für “Schlag den Raab” schaut es hingegen schon schlechter aus. Es wäre doch undenkbar ohne Raab, ohne seine tausenden Fragen die Spielerklärungen zu hören, jemanden zu sehen, der stets alles gibt (auch bei den Konditionsspielen, wo man dieses „alles“ schnell mal hört) und auch um zwei Uhr nachts noch mit seinem Humor die Zuschauer vorm TV fesselt.

Wolfgang Link, Sender-Chef von ProSieben, reagierte auf den Entschluss, das TV-Geschäft zu verlassen, mit dankenden Worten:

“Stefan Raab hat ProSieben und das deutsche Fernsehen geprägt. Er hat uns viele neue Shows und unzählige magische Momente geschenkt (…) Sollte er jemals einen Rücktritt vom Rücktritt in Erwägung ziehen: Bei ProSieben stehen ihm alle Türen offen.”

Vor einigen Tagen ging kurz das Gerücht um, Raab könnte bald mit Thomas Gottschalk auf RTL einen modernen “Wetten, dass…?”-Ableger moderieren. Angesichts der aktuellen Mitteilungen scheint dies aber unwahrscheinlich: Fernsehpension statt Senderwechsel.

Von ProSieben zu RTL? //Quelle: ProSieben

Von ProSieben zu RTL? //Quelle: ProSieben

Ich bedanke mich bei Stefan Raab, dem großen TV-Entertainer, Unterhalter, ja Vorbild! Um es ganz mit den Worten von Frank Buschmann, dem Kommentator von Schlag den Raab, zu sagen: “Hinten ist die Ente fett”. Freuen wir uns also auf die letzten Shows, den großen Abschluss – den fetten Teil der Ente. Was aber auch immer passieren mag, ab 2016 wird das TV nicht mehr total sein.

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